Der kulinarische September: Weinernte und Essen auf Sardinien

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2018-07-28 10:29:00 / Rezepte / Kommentare 0
Der kulinarische September: Weinernte und Essen auf Sardinien - Die Esskultur auf Sardinien zu jeder Jahreszeit saisonale Gericht

Der kulinarische September: Weinernte und Herbstessen auf Sardinien

von Nicole Raukamp - www.pecora-nera.eu

Auf Sardinien beginnt das neue Jahr im September. Cabudanni heißt der Monat im Sardischen. Frei übersetzt: "Haupt" des Jahres, bzw. Jahresbeginn, gemeint ist aber auch die Haupt-Erntezeit des Jahres. Die wesentlichen Ernten auf der Insel werden eingebracht. Das verspricht kulinarische Genüsse und lädt ein, die verschiedenen sardischen Spezialitäten zu probieren. Allen voran die Weine der Insel.

Zeit der Weinernte

Denn der kulinarische September ist geprägt von der Weinlese, italienisch: Vendemmia. In sardischer Sprache ist es einen Tick komplizierter, jede Region Sardiniens hat dafür eine eigene Bezeichnung: S'innenna, Binnenna, Vinninna, Bibbenna, Binnennadura, Vinnannera, Binnennatogghju ... In vielen kleinen Betrieben und Kooperativen folgt die Weinernte jährlich immer noch einem antiken Ritus unLa Giara Vermentinod manuell. Selbst wenn mittlerweile modern ausgebaut und gekeltert wird - ihre Traditionen lassen die Sarden sich nicht nehmen. Speziell in Familienbetrieben geschehen die Lese und das Pressen der Trauben (z. B. Cannonau) von Hand. In größeren Betrieben greift man, um wirtschaftlich arbeiten zu können, auf maschinelle Hilfe zurück. Im September feiert übrigens Monserrato (nahe Cagliari) ein schönes Fest anläßlich der Vendemmia: "Sa Fest'e Sa Binnenna", und versprochen: Es fehlt weder an Wein noch an gutem Essen, der Weg lohnt sich und man ist im kulinarischen September auch dem echten Sardinien ein gutes Stück näher. Für alle, die irgendwie an der Weinernte beteiligt sind und sich in einer der Weinregionen aufhalten, bedeutet diese Zeit aber vor allem, mindestens genauso so viel zu essen wie zu trinken.

Sardische Herbstessen: deftig und aromatisch

Die wenigen Tage der Ernte sind unheimlich anstrengend und erfordern eine solide, kräftigende Verpflegung. "Su Smurzu" ist die dazu passende sardische Erfindung, mit der zwischen den Weinreben immer wieder kleine Pausen zur Stärkung eingelegt werden: eine Art Vesper, häufig mit dem sardischem Brot Pane Civraxiu, einer guten geräucherten Salsiccia, Pecorino (semistagionato) und pikantem Streichkäse. Auch, wenn eigentlich noch Sommer ist, tendiert die Küche am Abend zu deftigen Gerichten. Brotgerichte wie Zuppa Gallurese (in Nordsardinien) oder Mazzamurru (im Medio Campidano / Cagliari) und gegrilltes Ferkel, Porcetto arrosto (inselweit) sind die kräftigende Belohnung nach einem harten Arbeitstag. In der Ogliastra werden die Culurgiones jetzt noch lieber gegessen: eine echt nahrhafte Pasta mit einer schweren Füllung aus Kartoffeln, Pecorino und Minze. Maialetto sardisch

Kulinarischer Sardinien-Urlaub im Herbst

Lohnend ist ein kulinarischer Urlaub auf der Insel. Dabei ist der Tipp, auch mal etwas weiter zu fahren. Denn die besten Hausfrauen-Gerichte, z. B. auch aus frischem Gemüse, sind selten in normalen Restaurants zu bekommen. Auch für Mangold, Zwiebelgemüse, Kartoffeln, Spinat, Kohl und Kürbis beginnt im September die optimale Erntezeit und die beste Adresse dafür sind Agriturismi in der Barbagia. Falls Du im Herbst auf der Insel Urlaub machst, sind die Herbstfeste der Barbagia / Autunno in Barbagia eine ideale Schlemmer-Destination (Infos auf https://pecora-nera.eu/herbst-in-der-barbagia-im-herzen-der-insel/): - Oliena ist das kulinarische Highlight der Festreihe: In den vielen "Cortes Apertas" werden unterschiedliche hausgemachte Spezialitäten angeboten, oft für sehr kleines Geld. - Lula bietet eine kulinarische Finesse: Su Filindeu gilt als die am schwersten herzustellende Pasta der Welt. - Gavoi steht für deftige Hausmannskost (z. B. Sa Cordula, eine Spezialität aus Innereien) - In Ovodda wird Brot in allen Farben und Formen gebacken - In Tonara bekommst du den guten Torrone aus Honig und Mandeln, man überbietet sich gegenseitig in der Raffinesse der Rezepte - Im südlichen Gennargentu, z. B. in Aritzo, Gadoni oder Belvi werden Kastanien, Nüsse und Steinpilze geerntet. Apropos Pilze: Wenn es im September mal regnet, ärgere dich nicht, sondern frage im Restaurant deiner Wahl nach Pasta mit frischen Steinpilzen (selbst sammeln ist tatsächlich etwas gefährlich): Speziell die gerösteten Fregola sarda passen hervorragend zu den Pilzen, die im Herbst in den sardischen Wäldern aus dem Boden schießen.

Kaktusfeigen Süßes im kulinarischen September

Geerntet werden im September z. B. Birnen, Pfirsiche, Pflaumen, Himbeeren, Waldfrüchte. In den Agriturismi der Insel oder familiär geführten B&B mit Eigenproduktion bekommst du zum Frühstück häufig Dolci oder Torten mit Früchten serviert. Eine von der Nonna gebackene Ricotta-Torte mit selbst gemachter Pfirsichmarmelade ist besser als jedes Brötchen! Der kulinarische September hält aber auch noch eine Herausforderung bereit: die vielleicht am schwierigsten zu erntende Spezialität Sardiniens, die Kaktusfeigen, Fichi d'India. Auf keinen Fall mit bloßen Händen versuchen! Mit der richtigen Technik geerntet und geschält, und gekühlt genossen (zerkleinert und mit Joghurt ergeben sie im Eisfach sogar ein tolles Eis), sind sie eine idealer Energielieferant an warmen Tagen. Sie wachsen überall am Straßenrand. In der Südhälfte und Mitte der Insel sind sie etwas früher reif (Anfang September) als im Norden (Ende September) und man findet sie bis weit in den Oktober. Das "neue Jahr" auf Sardinien fängt kulinarisch also sehr gut und solide an. Mehr Inspiration in den nächsten Monaten, denn der Winter auf Sardinien hält einige kulinarische Leckerbissen bereit.

Buon Appetito! von: Nicole Raukamp .


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